SV Straelen I - Osterather TV I 27:30 (15:10)
Nach dem "schlechtesten Spiel" der Saison, wie OTV-Trainer Gero Leigraf die 23:27-Heimniederlage gegen Lürrip am vergangenen Wochenende bezeichnete, war der Osterather TV im letzten Spiel des Jahres auf Wiedergutmachung aus. Doch die Vorzeichen standen denkbar schlecht: Ein schweres Auswärtsspiel beim Tabellenvierten in Straelen, dazu fehlten Kapitän Lucas Scheidt, ein zweiter Torwart sowie mehrere weitere Stammkräfte. Die personellen Engpässe führten dazu, dass mit Tim Jansen, Moritz Knechten und Basti Berg gleich drei Spieler nach Einsätzen bei OTV II und III erneut aufliefen.
Die Anfangsphase geriet entsprechend desolat: Nach 15 Minuten lag der OTV mit 3:10 zurück und musste früh einem großen Rückstand hinterherlaufen. Leigraf zog die Reißleine, nahm eine Auszeit und stellte die Abwehr auf eine neue Formation um. Diese Maßnahme zeigte Wirkung. Die Osterather bekamen die Offensivkräfte der Gastgeber besser in den Griff, was sich auch auf das eigene Angriffsspiel positiv auswirkte. Florian Marienfeld verkürzte kurz vor der Pause auf 10:14, ehe die nächste Hiobsbotschaft folgte: Torhüter Vincent Gauda verletzte sich am Fußgelenk und musste zunächst pausieren. In der Schlussminute der ersten Halbzeit sprang kurzerhand Feldspieler Tim Jansen als Torwart ein. Glücklicherweise konnte Gauda in der Halbzeitpause wieder einsatzbereit gemacht werden.
"Wir haben überhaupt nicht gut ins Spiel gefunden, aber die Umstellung in der Abwehr hat uns Sicherheit gegeben", analysierte Leigraf die ersten dreißig Minuten nüchtern. Was seine Mannschaft dann jedoch in der zweiten Halbzeit zeigte, war schlicht spektakulär. Trotz des stark dezimierten Kaders bewiesen die Osterather unglaubliche Moral, erhöhten das Tempo und überzeugten mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung. Besonders Vincent Gauda glänzte im Tor mit spektakulären Paraden und brachte die Straelener Angreifer immer wieder zur Verzweiflung. Der Rückstand schmolz, und in der 45. Minute brachte Simon Scheidt den OTV erstmals in Führung. Doch das Drama nahm noch kein Ende: In der 46. Minute kassierte Florian Marienfeld seine dritte Zeitstrafe, kurz darauf sah Trainer Leigraf nach lautstarkem Protest ebenfalls eine Zweiminutenstrafe, und als auch Lucas Sonnenberg für 20 Sekunden vom Feld musste, stand Osterath für rund 90 Sekunden mit nur drei Feldspielern da. Dennoch gelang es, diese kritische Phase zu überstehen: Zwar fiel der Ausgleich zum 22:22, doch kein weiteres Gegentor trotz Unterzahl war ein klares Zeichen für die beeindruckende Willensleistung des Teams.
Straelen zeigte sich sichtlich beeindruckt von der kämpferischen Leistung der Gäste. Bene Nix sorgte per Doppelschlag gemeinsam mit Jakob Wiesenthal für eine 25:22-Führung (53. Minute), und obwohl die Gastgeber noch einmal auf 27:28 herankamen, behielt der OTV die Nerven. Erneut Nix und Wiesenthal trafen und sicherten den fünften Saisonsieg.
Nach dem Spiel zeigte sich Leigraf angetan von seiner Mannschaft: "Stabile Abwehr, Tempospiel, gute Entscheidungen, sehr guter Torwart – all das hat dazu geführt, dass wir immer mehr an uns selbst und einen möglichen Punktgewinn geglaubt haben."
Schließlich ließ sich der Trainer dann auch zu einem etwas emotionaleren Fazit hinreißen: "Wahnsinnige Moral, wahnsinniges Tempo, wahnsinnige zweite Halbzeit! Nach den schwierigen letzten Wochen ein toller Sieg der Moral und ein perfekter Jahresabschluss."
Mit 10:12 Punkten als Aufsteiger das Jahr zu beenden, verdient höchsten Respekt. Jetzt können die Feiertage kommen
Es spielten:
Gauda, Jansen (Tor) - Nix (12), S.Scheidt (4), Ummelmann (4/2), Wiesenthal (4), Bieker (3), Marienfeld (2), Sonnenberg (1), Berg, Knechten - Trainer: Gero Leigraf